Mittwoch, 16. Januar 2013

SPD ahoi.

Man erinnert sich mit einem Schmunzeln an Peer Steinbrücks und Helmut Schmidts Auftritt bei Günter Jauch. Wie Vater und Sohn, Mentor und Schüler, saßen sie im Sessel und gaben bereitwillig Expertise über die Zukunft Europas. Ihre Statements wogen sich nicht nur im Konsens, sondern schmeichelten darüber hinaus zugleich der politischen Inszenierung  bei einer Reichweite von 5,6 Millionen Zuschauern.
„Er kann es“, sagte Schmidt nonchalant zu einer möglichen Kanzlerkandidatur Steinbrücks. Nicht nur im Studio, sondern ebenso im literarischen Gemeinschaftsprojekt „Zug um Zug“. Und so schwang sich Peer Steinbrück in die bunte politische Debatte, in der nur zaghaft über eine mögliche Kandidatur für die Bundestagswahl in diesem Jahr sprach. Per Schützenhilfe vom Altkanzler und Urgestein der Sozialdemokraten. Dass Steinbrück nicht alleine schwingt, wurde abseits seiner PR-Klüngelei deutlich. Sigmar Gabriel und Frank-Walter Steinmeier galten als Mitstreiter der Kanzlerfrage. Sie heizten die Diskussion um die Vorreiterrolle bei den Sozialdemokraten an.
Dem Pragmatiker Steinbrück kamen die Konservativen zugute. Mit seiner beharrlich wirtschaftlichen Kursrichtung, die unter anderem eine Reichensteuer ablehnte, wärmte Steinbrück die Herzen des konservativen Lagers innerhalb der SPD. Von den Linken als möglichen Koalitionspartner war damals schon kaum die Rede, zumal die Aversion von beiden Seiten bekräftigt wurde. Schließlich müsse die SPD „Regierungsfähigkeit demonstrieren“, so Steinbrück. Ein allzu linkes Grundsatzprogramm sei demzufolge nicht tragbar. Für beide Seiten stehe die SPD. Nicht nur für eine.
Die vormals tiefe Spaltung innerhalb der Partei über die Kanzlerfrage, die Kritik am Kanzlerkandidaten Steinbrück, die vor allem von Seiten der Jungen Sozialdemokraten formuliert wurde, ist zum heutigen Zeitpunkt nicht verstummt. Sie schweift nur vorsichtiger durch die Reihen. Man hat den Eindruck, die SPD habe das Taktieren satt und versucht im politischen Gefilde aus dem Treibsand der eigenen Fettnäpfchen herauszukommen. Geht man ein paar Monate zurück, so scheint einem das jetzige Handeln der Partei, die Schwierigkeit positiv in den Wahlkampf zu gehen oder auch die letzten Unstimmigkeiten bezüglich persona Steinbrück nicht unvorhergesehen. Erinnern wir uns an den SPD Parteitag 2012: Es wurde gesprochen, gewählt und debattiert. Erst Steinmeier, dann Gabriel und schließlich Steinbrück. Für letzteren gab es respektvollen Applaus. Für den zweiten Jubel. Denn im Gegensatz zu Steinbrück schaffte es Gabriel durch seine emotionale Rhetorik, Saal und Delegierte mitzureißen. Nicht verwunderlich waren folglich die 91,6 Prozent, welche ihm die Wiederwahl zum Parteichef ebneten.
Das einzige, das den Sozialdemokraten noch nicht wie Gras aus dem Boden sprießt, ist ein Leitwolf, habe ich vor Monaten gedacht. Ob dieser an Zahlen festgemacht werden soll, bleibt anzweifelbar. Ob dieser an Vorschlägen festgemacht werden soll, ebenso.
Denn wenn es um Authentizität ginge, dem Interesse an der sozialen Schere zwischen Arm und Reich, der wachsenden sozialen Ungleichheit in Deutschland, aber auch innerhalb Europas, dann wäre Hannelore Kraft wohl das geringste Übel gewesen, auf dem lädiert, rot gestrichenen Kahn.

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