Die Parteien tagen. Mal in Kiel, in Berlin oder Offenbach.
Dann sitzen sie, eingequetscht in einer der parteipolitischen
Programmatik zugeschnittenen Kluft, Mitglied an Mitglied, und reden,
diskutieren, votieren.
Die SPD vor purpurn-roter Fassade, die Grünen vor einer minz-grünen
Wand und die CDU vor dunkelblauen, die Piraten vor schwarzen Vorhängen.
Parteitage sind Großveranstaltungen mit ausgewählten Delegierten,
die parteiliche Grundsätze herausarbeiten und beschließen sowie personalpolitisch
entscheiden. Sie zentrieren Schlüsselthemen und stärken die parteipolitische
Identität.
Es geht um Spitzensteuersätze, Umweltideen, Finanzkriese, Betreuungsgeld
– häufig einhergehend mit Seitenhieben und Lagerdifferenzen.
Während SPD, Grüne und CDU einen Parteitag unter medialer
Beobachtung gewöhnt sind, wägt sich die Piratenpartei medial in neuem Terrain. Über
200 Journalisten akkreditierten sich für den in Offenbach stattfindenden
Parteitag.
In diesem sprachen sich die 1300 Anwesenden mit einer
Zweidrittelmehrheit für ein bedingungsloses Grundeinkommen aus; in einer rege
geführten Diskussion. Damit ergänzten sie ihr Grundsatzprogramm und stellten
weitere Weichen, um bei der Bundestagswahl 2013 Angreifen zu können. Denn die
Partei sei, so konstatierte der Bundesvorsitzende Sebastian Nerz, keine „Eintagsfliege.“
Es ist das Unverbrauchte, Authentische, Basisnahe, das u.a. den Weg
für den Einzug in das Berliner Parlament ebnete und auch auf dem Offenbacher
Parteitag zur Geltung kam.
Ebenso wie die lebhafte Rede- und Partizipationskultur in den
Reihen der Orangen, deren Konsequenzen auch Vorsitzende zu spüren bekommen.
Die Piraten sind - wie ehemals die Grünen - ein unbeschriebenes,
formbares Blatt.
Sie kennen (noch) keinen Personenkult. Einen Kult, den die SPD mit Helmut
Schmidt zelebriert. Sie wägen sich im Vorteil, als erste Partei auf die
Wichtigkeit des Internets im politischen Diskurs aufmerksam gemacht zu haben.
Das alles ist faktisch noch nichts, aber deutlich mehr als eine
Partei, die über ihre politische Identität mit einer neuen Farbe Antwort gibt.
„Gestaltungswillen" und "Selbstbewusstsein" solle
die neue Parteifarbe zum Ausdruck bringen, so Andrea Nahles auf dem Parteitag
der SPD. Aha.
(Bild: ZEIT Online)
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