Thomas
Gottschalks Abschiedsworte klangen so unprätentiös wie der gesamte Abend seiner
letzten „Wetten, dass?“ Sendung. Ohne großes Überraschungsmoment plätscherte
die Show ihrem Ende entgegen. Spannungsbogen Fehlanzeige. In Erinnerung bleiben
der funkelnd kitschige Abschiedsbanner sowie Andrea Kiewels Tränen, die sie in
Gedanken an einen historischen Abschied nicht zurückhalten konnte. Tränen, die dem ZDF dank eines schaurig
schönen Marktanteils von 46% bitter über die Wange rollen.
Man könnte das
Format von „Wetten, dass?“ als
redundanten Unterhaltungstrash bezeichnen. Redundanter Unterhaltungstrash, der
nicht sein muss, aber ist, weil er sich seit langem bewährt.
Der zeitweise
kurzweilig atmet und des Henkers kalte Schlinge im Nacken spürt.
„Wetten,
dass?“ ist dessen gelebte Verkörperung. Traditionelle Geschlechterverhältnisse
und stereotype Attributisierungen treffen auf Justin Bieber &Co. Plakathochhaltende
Groupies gesellen sich zu feinzwirniegen Altherrenbünden. Das ist insofern
redundante Unterhaltung als RTL und Co ähnliche Formate senden und der
Zuschauer bereits nach mehr als einer Stunde merkt, dass er nach musikalischer
(Meatloaf-Medley) wie verbaler Beschallung (Couchtalking) in einen somnambulen
Geisteszustand verfällt. Vom Trashbegriff einmal abgesehen.
Die Qualität
einer auf Massenkompatibilität ausgerichteten Sendung hängt zu einem großen
Teil von ihrem Moderator ab. Thomas Gottschalks Beliebtheit war das Ergebnis
einer ironisch-frechen Art, die ihm – nicht zuletzt aufgrund seiner Optik - einen
Wiedererkennungswert verschaffte. Umso einleuchtender ist es, dass das ZDF Hape
Kerkeling als Gottschalk Nachfolger anheuern wollte. Gilt Kerkeling doch als
Publikumsmagnet, der einen Zuschauersaal spielerisch in die Hand nehmen kann. Günter
Jauchs Selbsteinbringung in die Moderatorendiskussion kann man da schon als süffisante
Anspielung auf das ZDF bezeichnen. Denn das Zweite Deutsche Fernsehen krebst
seit Wochen durch die Moderatorenlandschaft um einen geeigneten
Gottschalknachfolger zu finden. Status bis heute: Moderator = Unbekannt.
Der Abschied
ist für das ZDF weitaus folgenreicher als für Thomas Gottschalk.
Ab dem 23.
Januar sendet er für die ARD „Gottschalk live“, eine 30-minütige Show, die den
Vorabend der ARD aus dem Quotentief holen soll. Ein Format zwischen dem
FAZ-Feuilleton und Bauer sucht Frau strebe er an. An Erregung mangele es bei
den Öffentlich-Rechtlichen, so Gottschalk. Deswegen könne er sich eine
Mischung aus spätem Frühstücksfernsehen
und vorgezogener Late Night vorstellen. Präzise ist das nicht. Aber ich freue
mich auf 25 Minuten Gottschalk. Und vielleicht gesellen sich Klaas und Kompagnon
einmal die Woche dazu. Das wäre ein deutlicher Mehrwert, den die ZDF in puncto
„Wetten, dass?“ nicht mehr besitzt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen