Mittwoch, 7. Dezember 2011

Die SPD und der Leitwolf.

Man erinnert sich mit einem Schmunzeln an Peer Steinbrücks und Helmut Schmidts Auftritt bei Günter Jauch. Wie Vater und Sohn, Mentor und Schüler saßen sie im Sessel und gaben bereitwillig Expertise über die Zukunft Europas. Ihre Statements wogen sich nicht nur im Konsens, sondern schmeichelten darüber hinaus zugleich der politischen Inszenierung  bei einer Reichweite von 5,6 Millionen Zuschauern.
„Er kann es“, sagte Schmidt nonchalant zu einer möglichen Kanzlerkandidatur Steinbrücks. Nicht nur im Studio, sondern ebenso im literarischen Gemeinschaftsprojekt „Zug um Zug“. Und so schwang sich Peer Steinbrück in die bunte Debatte des Kanzlerschaftskandidaten der SPD für die Bundestagswahl 2013. Per Schützenhilfe vom Altkanzler und SDPer Urgestein.
Dass Steinbrück nicht alleine schwingt, wird abseits seiner PR-Klüngelei deutlich. Sigmar Gabriel und Frank-Walter Steinmeier gelten als Mitstreiter der Kanzlerfrage. Sie heizen die Diskussion um die Vorreiterrolle bei den Sozialdemokraten an.
Dem Pragmatiker Steinbrück kommen die Konservativen zugute. Mit seiner beharrlich wirtschaftlichen Kursrichtung, die unter anderem eine Reichensteuer ablehnt, wärmt Steinbrück die Herzen des konservativen Lagers in der SPD. Die Linken wird er nur schwer auf seine Seite ziehen können. Die SPD müsse „Regierungsfähigkeit demonstrieren“, so Steinbrück. Ein allzu linkes Grundsatzprogramm sei demzufolge nicht tragbar. Für beide Seiten stehe die SPD. Nicht nur für eine.
Tief ist die Spaltung innerhalb der Partei über die Kanzlerfrage. Der zurückliegende Parteitag verdeutlicht nicht nur die Unsicherheit, sondern vor allem das Taktieren im politischen Gefilde.
Es wurde gesprochen, gewählt und debattiert. Erst Steinmeier, dann Gabriel und schließlich Steinbrück. Für letzteren gab es respektvollen Applaus. Für den zweiten Jubel. Denn im Gegensatz zu Steinbrück schafft es Gabriel durch seine emotionale Rhetorik, Saal und Delegierte mitzureißen.
In Anknüpfung zu den 91,6 Prozent, die ihm die Wiederwahl zum Parteichef ebneten.
Es bleibt also abzuwarten, wann die SPD ihrer Diplomatenrolle verlässt.
An klugen Köpfen mangelt es der SPD nicht. Ebenso wenig an Diskussionsstoff. Das einzige, das den Sozialdemokraten noch nicht wie Gras aus dem Boden sprießt, ist ein Leitwolf.
Ob dieser an Zahlen festgemacht werden soll, bleibt anzweifelbar.
Denn wenn es nach diesen ginge, hätte Hannelore Kraft beste Chancen als Kanzlerkandidatin ins Rennen zu gehen.

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