Man erinnert
sich mit einem Schmunzeln an Peer Steinbrücks und Helmut Schmidts Auftritt bei
Günter Jauch. Wie Vater und Sohn, Mentor und Schüler saßen sie im Sessel und
gaben bereitwillig Expertise über die Zukunft Europas. Ihre Statements wogen
sich nicht nur im Konsens, sondern schmeichelten darüber hinaus zugleich der politischen
Inszenierung bei einer Reichweite von
5,6 Millionen Zuschauern.
„Er kann
es“, sagte Schmidt nonchalant zu einer möglichen Kanzlerkandidatur Steinbrücks.
Nicht nur im Studio, sondern ebenso im literarischen Gemeinschaftsprojekt „Zug
um Zug“. Und so schwang sich Peer Steinbrück in die bunte Debatte des
Kanzlerschaftskandidaten der SPD für die Bundestagswahl 2013. Per Schützenhilfe
vom Altkanzler und SDPer Urgestein.
Dass
Steinbrück nicht alleine schwingt, wird abseits seiner PR-Klüngelei deutlich.
Sigmar Gabriel und Frank-Walter Steinmeier gelten als Mitstreiter der
Kanzlerfrage. Sie heizen die Diskussion um die Vorreiterrolle bei den
Sozialdemokraten an.
Dem
Pragmatiker Steinbrück kommen die Konservativen zugute. Mit seiner beharrlich
wirtschaftlichen Kursrichtung, die unter anderem eine Reichensteuer ablehnt,
wärmt Steinbrück die Herzen des konservativen Lagers in der SPD. Die Linken
wird er nur schwer auf seine Seite ziehen können. Die SPD müsse
„Regierungsfähigkeit demonstrieren“, so Steinbrück. Ein allzu linkes
Grundsatzprogramm sei demzufolge nicht tragbar. Für beide Seiten stehe die SPD.
Nicht nur für eine.
Tief ist die
Spaltung innerhalb der Partei über die Kanzlerfrage. Der zurückliegende
Parteitag verdeutlicht nicht nur die Unsicherheit, sondern vor allem das
Taktieren im politischen Gefilde.
Es wurde
gesprochen, gewählt und debattiert. Erst Steinmeier, dann Gabriel und
schließlich Steinbrück. Für letzteren gab es respektvollen Applaus. Für den
zweiten Jubel. Denn im Gegensatz zu Steinbrück schafft es Gabriel durch seine
emotionale Rhetorik, Saal und Delegierte mitzureißen.
In
Anknüpfung zu den 91,6 Prozent, die ihm die Wiederwahl zum Parteichef ebneten.
Es bleibt
also abzuwarten, wann die SPD ihrer Diplomatenrolle verlässt.
An klugen
Köpfen mangelt es der SPD nicht. Ebenso wenig an Diskussionsstoff. Das einzige,
das den Sozialdemokraten noch nicht wie Gras aus dem Boden sprießt, ist ein Leitwolf.
Ob dieser an
Zahlen festgemacht werden soll, bleibt anzweifelbar.
Denn wenn es
nach diesen ginge, hätte Hannelore Kraft beste Chancen als Kanzlerkandidatin
ins Rennen zu gehen.
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