Der große Zapfenstreich naht. Trompeten und Worte im Garten des Schlosses Bellevue.
Schröder lauschte Sinatras „My Way“, Guttenberg zelebrierte seinen Abschied zu rockigen Deep Purple Klängen und Wulff, ja Wulff wünscht sich „Over the Rainbow“ – ein schläfrig schönes Lied, das zwischen paradiesischer Lautmalerei und gemäßigtem Tonus ein Moment des Träumens ermöglicht.
Wulffs Traumblase ist gefüllt mit Schlagzeilen. Hannelore Kraft und Frank-Walter Steinmeier rieten ihm auf den Zapfenstreich zu verzichten. Rund 160 Gäste haben ihre Teilnahme an dem Zapfenstreich abgesagt. Darunter zahlreiche Altbundespräsidenten sowie der designierte Bundespräsident Joachim Gauck. Mehr als die Hälfte des Parlamentes hat ihre Abwesenheit angekündigt. Wulffs Abschied wird in kleiner Runde stattfinden, es hat sich eine innenpolitische Allianz gegen den Ex-Bundespräsidenten eingeschworen.
Wulffs Zauber ist verflogen. Dem anfänglich in den Medien gehypten Glamour-Präsidentenpaar bleibt nebst umstrittenem Ehrensold ein Verfahren der Vorteilsannahme. Im politischen Gedächtnis ruht die Erinnerung, die Pressefreiheit massiv angekratzt haben zu wollen. Und sich selbst in seiner Abschiedsrede als tatkräftiger Präsident ohne Reue dargestellt zu haben.
Auf der Plattform Facebook mehren sich Stimmen, den Zapfenstreich zu stören. Aktivisten wollen die Zeremonie mit Vuvuzela-Klängen beeinträchtigen. Das muss nicht sein. Der feierliche Abschied als Hupkonzert und Vuvuzela-Protest?
Besser ein konstruktiver Diskurs über Ehrensold-Bestimmungen und politische Transparenz. Dann können politische Verantwortliche auch wieder träumen. Und zaubern.
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