Ronald Pofalla hat es nicht leicht. Der ambitionierte
Kanzleramtschef und enger Vertrauter
Merkels muss nach der verbalen
Entgleisung gegenüber seinem Parteikollegen Wolfgang Bosbach von allen Seiten
Rüffel einstecken. Medial versteht sich. Dabei könnte man meinen, dass interne
Reibereien, sowohl innerhalb der Partei als auch in der Koalition, aufgrund der
Redefreiheit zur Tagesordnung im Bundestag gehören. Der Nährboden
funktionierender Demokratie umfasst schließlich Debatten und nervenaufreibende
Konsenssuchen, um eine gemeinsame Programmatik zu bewerkstelligen.
Ronald Pofalla hingegen übersprang den gesunden Ton einer internen
Diskussion und diskreditierte seinen Kollegen Bosbach auf eine verbal platte
wie ernüchternde Art und Weise. Das unangenehme für Pofalla ist indes nicht
seine Handlung. Es ist die Tatsache, dass sein Streitzug über die
Bundestagsräume hinaus zu den Medien gelang. Nach dem wochenlangen Gezerre um den
Rettungsschirm, präzisiert sein Verhalten den Eindruck einer durch und durch
zerwühlten Koalition. Größeres Übel versuchte Pofalla just mit einer
Stellungnahme in der Bildzeitung zu beschwichtigen. Für viele ein seichter
Versuch, Wasser auf die Glut zu kippen –dem Wählerschwund hat die Versöhnungsaktion
vermutlich keinen Abbruch getan. Der Kanzlerin wird die Entgleisung unangenehm
aufgestoßen haben. Nicht, weil menschliche Fehler nicht auftreten, sondern weil
Pofallas Verbalattacken zwei Deutungen ermöglichen:
Entweder nutze jener Verbales zur Katharsis, oder es ist endgültig
deutlich geworden: dem sinkenden Schiff bricht so langsam das Steuerbord.
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