Man erinnert
sich mit einem Schmunzeln an Peer Steinbrücks und Helmut Schmidts Auftritt bei
Günter Jauch. Wie Vater und Sohn, Mentor und Schüler, saßen sie im Sessel und
gaben bereitwillig Expertise über die Zukunft Europas. Ihre Statements wogen
sich nicht nur im Konsens, sondern schmeichelten darüber hinaus zugleich der politischen
Inszenierung bei einer Reichweite von
5,6 Millionen Zuschauern.
„Er kann
es“, sagte Schmidt nonchalant zu einer möglichen Kanzlerkandidatur Steinbrücks.
Nicht nur im Studio, sondern ebenso im literarischen Gemeinschaftsprojekt „Zug
um Zug“. Und so schwang sich Peer Steinbrück in die bunte politische Debatte,
in der nur zaghaft über eine mögliche Kandidatur für die Bundestagswahl in
diesem Jahr sprach. Per Schützenhilfe vom Altkanzler und Urgestein der
Sozialdemokraten. Dass Steinbrück nicht alleine schwingt, wurde abseits seiner
PR-Klüngelei deutlich. Sigmar Gabriel und Frank-Walter Steinmeier galten als
Mitstreiter der Kanzlerfrage. Sie heizten die Diskussion um die Vorreiterrolle
bei den Sozialdemokraten an.
Dem
Pragmatiker Steinbrück kamen die Konservativen zugute. Mit seiner beharrlich
wirtschaftlichen Kursrichtung, die unter anderem eine Reichensteuer ablehnte,
wärmte Steinbrück die Herzen des konservativen Lagers innerhalb der SPD. Von
den Linken als möglichen Koalitionspartner war damals schon kaum die Rede,
zumal die Aversion von beiden Seiten bekräftigt wurde. Schließlich müsse die
SPD „Regierungsfähigkeit demonstrieren“, so Steinbrück. Ein allzu linkes
Grundsatzprogramm sei demzufolge nicht tragbar. Für beide Seiten stehe die SPD.
Nicht nur für eine.
Die vormals
tiefe Spaltung innerhalb der Partei über die Kanzlerfrage, die Kritik am
Kanzlerkandidaten Steinbrück, die vor allem von Seiten der Jungen
Sozialdemokraten formuliert wurde, ist zum heutigen Zeitpunkt nicht verstummt.
Sie schweift nur vorsichtiger durch die Reihen. Man hat den Eindruck, die SPD
habe das Taktieren satt und versucht im politischen Gefilde aus dem Treibsand
der eigenen Fettnäpfchen herauszukommen. Geht man ein paar Monate zurück, so
scheint einem das jetzige Handeln der Partei, die Schwierigkeit positiv in den
Wahlkampf zu gehen oder auch die letzten Unstimmigkeiten bezüglich persona Steinbrück
nicht unvorhergesehen. Erinnern wir uns an den SPD Parteitag 2012: Es wurde
gesprochen, gewählt und debattiert. Erst Steinmeier, dann Gabriel und
schließlich Steinbrück. Für letzteren gab es respektvollen Applaus. Für den
zweiten Jubel. Denn im Gegensatz zu Steinbrück schaffte es Gabriel durch seine
emotionale Rhetorik, Saal und Delegierte mitzureißen. Nicht verwunderlich waren
folglich die 91,6 Prozent, welche ihm die Wiederwahl zum Parteichef ebneten.
Das einzige,
das den Sozialdemokraten noch nicht wie Gras aus dem Boden sprießt, ist ein Leitwolf,
habe ich vor Monaten gedacht. Ob dieser an Zahlen festgemacht werden soll,
bleibt anzweifelbar. Ob dieser an Vorschlägen festgemacht werden soll, ebenso.
Denn wenn es
um Authentizität ginge, dem Interesse an der sozialen Schere zwischen Arm und
Reich, der wachsenden sozialen Ungleichheit in Deutschland, aber auch innerhalb
Europas, dann wäre Hannelore Kraft wohl das geringste Übel gewesen, auf dem
lädiert, rot gestrichenen Kahn.
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